Social Freezing

Fertilität auf Eis – Hype oder Hope?

Das Therapiekonzept der präventiven Kryokonservierung unbefruchteter Eizellen steht aktuell in der Diskussion. Interessant ist, dass dieses nun mit hoher Sicherheit durchführbare Verfahren bei Frauen, bei Männern schon seit Jahrzehnten gesellschaftlich akzeptiert ist. Die Samenbank wird kaum noch in Frage gestellt.
 
Dr. von Otte zeigte auf, das es keine verbindlichen Regeln im Bereich der Kryokonservierung gibt. Mit der Weiterentwicklung der Technik kann dieses Verfahren heute von ca. 160 Kliniken, MVZ oder anderen Dienstleistern in Deutschland angeboten werden.
 
Im Bereich der zugelassenen technischen Verfahren und deren Anwendung gibt es in dem jungen Feld der Kryokonservierung keine verbindlichen Regeln. Die Kompetenzen sind demnach auch noch unterschiedlich verteilt. Wichtiger ist aber der ethische Bereich in dem bisher keine Gesetzte oder Verordnungen vorliegen.
Schon im Jahr 2007 hat sich die diesem Grunde eine Gruppe namens „FertiProtekt“ gebildet. Hier wurden Richtlinien zum Umgang mit der Kryokonservierung vorgeschlagen. Es ist die Grundlage der freiwilligen Selbstkontrolle, der sich eine Reihe von Klinken und Instituten angeschlossen haben.
Solange aber die Verbindlichkeit in diesem Bereich fehlt, wird sich immer wieder ein Akteur finden, der das technisch mögliche, möglich macht.
 
Bis auf weiteres wird die Inanspruchnahme der Kryokonservierung zur Realisierung einer verschobenen Schwangerschaft eine Selbstzahler Leistung bleiben. Hier zeigte Dr. Otte eine Indikation, die eine Kostenübernahme aber sinnvoll und medizinisch geboten erscheinen lassen: Die Krebsbehandlung bei jungen, kinderlosen Frauen. Da bei einigen chemotherapeutischen Maßnahmen eine irreversible Schädigung der Eizellen zu erwarten ist, wäre eine Entnahme und Lagerung gesunder Eizellen ein Weg, dem potentiell auftretenden Kinderwunsch in der Frauenbiographie abzusichern.
 
Generell bestimmt leider die prominente Berichterstattung mit relativ vielen Müttern über 40 Jahre das Bild in der Öffentlichkeit. Hier werden Kryokonservierung und Leihmutterschaften auch gerne mal vertauscht oder synonym verwendet.

Die Fruchtbarkeit nimmt ab dem 20 Lebensjahr kontinuierlich ab und bricht statistisch mit ca. 40 Jahren massiv ein. Durch die undifferenzierte Berichterstattung entsteht aber ein, durch Meinungsumfragen gestütztes Bild, die Medizin sei in der Lage diesen Zeitraum zu verlängern.
Ein früher Hinweis in der Aufklärung würde hier so manches Missverständnis vermeiden und das Durchschnittsalter der Frauen, ca. 38 Jahre, die sich über dieses Verfahren informieren, senken.

Siehe auch:
Netzwerk FertiProtekt
Kodex des Netzwerks
Tätigkeitsbereich Dr. Sören von Otte: Universitätsklinikum Schleswig-Holstein